Nils

Nils war ein ziemlicher Schlingel und Dauergast bei unserer Tierärztin. Eine Begebenheit aber hat unsere Tierärztin so nachhaltig beeindruckt, dass sie immer noch davon spricht.

Bei einem Winterspaziergang ist Nils ausgebüxt und hat sich in der Feldmark in ein regelrechtes Jagdfieber hineingesteigert. Zuerst jagte er Rehwild, das dummer Weise unseren Weg kreuzte. Als dies fliehen konnte, jagte er spurlaut allem und jeder Spur hinterher, die ihm in die Nase zog. Stundenlang konnten wir ihn hören, mal links im Pappelwäldchen, mal geradeaus an der Weser und dann wieder rechts im Feld, ohne dass wir ihn hätten einfangen können. Als es nach Stunden dunkel wurde, konnten wir ihn plötzlich nicht mehr hören konnten.

Mit - 10 Grad am Tag war es wirklich bitter kalt und ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, dass wir ihn nicht mehr lebend finden würden, da er mit seinem kurzen Fell eine Nacht draußen nicht hätte überleben können. Als wir die Suche abbrechen wollten, fiel Nils meinem Mann plötzlich direkt vor die Füße. Er musste ihn zum Auto tragen. Auf dem hart gefrorenen Boden hatte er sich nämlich alle vier Pfoten bis aufs Fleisch durchgelaufen. Sie mussten bei unserer Tierärztin dick verbunden werden (damals sind gerade die selbshaftenden Verbände aufgekommen, was ein Glück war, denn nichts anderes hätte gehalten). Alle vier Pfoten steckten lange in orangenen Verbänden. Das hätte witzig ausgesehen, wäre der Grund dafür nicht so schrecklich gewesen. Die Pfoten haben sich nie ganz regeneriert. Über Schotter zu laufen war für Nils ab da an eine Qual und oft genug musste ich ihm Dornen aus den Fußsohlen ziehen. An dem Tag begrub ich dann auch endlich meinen Ehrgeiz , Nils im Freilauf zu führen.

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